Zwangsarbeit in Baumschulenweg - Gedenktafel soll noch dieses Jahr entstehen
In der heutigen Willi-Sänger-Sportanlage, am Güldenhofer Ufer, am Heidekampgraben, der Baumschule Späth und an mehreren Stellen der Köpenicker Landstraße – mindestens acht Zwangsarbeitslager gab es im Nationalsozialismus in Baumschulenweg. Diese reichten von kleineren Lagern bis zu großen Komplexen mit einer Belegung von 1.200 Menschen. Beispielsweise mussten auf dem heutigen Gelände der Willi-Sänger-Sportanlage an der Köpenicker Landstraße 1.200 sowjetische, französische und niederländische Männer und Frauen für die Herstellung von Elektroartikeln für die Graetz AG schuften. Darunter war auch der französische Schriftsteller und Journalist François Cavanna, der in seinem Roman „Das Lied der Baba“ seine Erfahrungen verarbeitet. Auch im Eierhäuschen im Plänterwald, welches gerade saniert und bald vollständig wieder öffnen wird, befand sich ein Zwangsarbeitslager für die Waffenfabrik Genschow & Co AG, den Leuchtmittelproduzenten Osram sowie die AEG.
Seit Jahren betreibt Andreas Freiberg intensive Forschungen zur Zwangsarbeit in Baumschulenweg. Gemeinsam mit dem Bürgerverein setzt er sich dafür ein, dass an der Köpenicker Landstraße auf dem Gelände eines ehemaligen Zwangsarbeiterlagers eine Gedenktafel eingerichtet wird. Diese soll den Opfern der Zwangsarbeit in Baumschulenweg gewidmet sein. Der Bezirksvorstand der LINKEN Treptow-Köpenick hat den Beschluss gefasst, dieses wichtige Anliegen und das Engagement der Bürger*innen weiterhin zu unterstützen und in der Bezirksverordnetenversammlung auch zukünftig zu stärken. Derzeit wird die Gedenktafel in Zusammenarbeit mit dem NS-Dokumentationszentrum Schöneweide erstellt und möglicherweise noch in diesem Jahr feierlich eingeweiht. Auch im Eierhäuschen sollte an die Geschichte des Ortes erinnert werden – im Rahmen der Sanierung könnten eine entsprechende Tafel angebracht oder Veranstaltungen zum Thema Zwangsarbeit in das neue Kulturprogramm aufgenommen werden. Es ist wahnsinnig wichtig, dass diese heute oftmals unbekannte Vergangenheit sichtbar gemacht wird und eine Auseinandersetzung vor Ort stattfindet. Und dafür ist bürgerschaftliches Engagement oft die Grundlage.
Dieser Artikel erschien zuerst in Aus dem Rathaus vom 04.07.2023
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