Baumskulpturen im Treptower Park

Schriftliche Anfrage

Drucksache Nr. IX/0698 vom 21.02.2024 des Bezirksverordneten Philipp Wohlfeil – DIE LINKE.


Ich frage das Bezirksamt:

1. Aus welchen Gründen müssen die Arbeiten des Künstlers Oliver Jaffrot im Treptower Park enden?

2. Worin bestehen die Gefahren für die Verkehrssicherheit?

3. Jenseits einer während der Fertigung vorübergehenden Beeinträchtigung von Wasservögeln, Pilzen und Insekten, die bei dem hohen Nutzungsdruck aber wohl nicht außergewöhnlich sein dürfte, sieht das Bezirksamt eine nachhaltige Belastung für Flora und Fauna durch die Skulpturen?

4. Weshalb hat das Bezirksamt diese über Jahre hinweg geduldet?

5. Welchen Kompromiss hat das Bezirksamt mit dem Künstler erzielt?

6. Wie sollen die Kunstwerke vorübergehend gesichert werden?

 

Hierzu antwortet das Bezirksamt Treptow-Köpenick:

Zu 1., 3. und 4.
Neben seiner Bedeutung als Gartendenkmal und Ort für Erholungssuchende, hat der Treptower Park aufgrund seiner naturräumlichen Ausstattung und dem damit verbundenen Arteninventar eine artenschutzfachliche Bedeutung, die es zu schützen gilt. So gibt es Bereiche im Park die aufgrund ihrer Bedeutung für den Naturhaushalt dem Naturschutz vorbehalten sind, während andere Flächen von Menschen genutzt werden können. Totholz in Form von Stubben oder umgestürzten Bäumen wird in natursensiblen Bereichen bewusst aufgrund seiner hohen ökologischen Bedeutung belassen.
Herr Jaffrot hat im Treptower Park an Baumstümpfen gearbeitet und deren Umfeld umgestaltet, ohne zuvor Kontakt mit der Verwaltung aufgenommen zu haben. Die Tätigkeiten wurden in der Vergangenheit zunächst geduldet, die Skulpturen lagen in Bereichen des Gartendenkmals, in denen sie zuerst nicht besonders auffielen.
Durch die Tätigkeiten von Herrn Jaffrot sind jedoch inzwischen neue Wege im Treptower Park eröffnet worden, die die Besucher*innen zu den Kunstwerken hinführen.
Die Kunstwerke liegen innerhalb von naturschutzfachlich wertvollen Parkflächen, wie waldartigen Bereichen oder im sensiblen Uferbereich, in denen daher kein Publikumsverkehr gewünscht ist bzw. gefördert werden soll. Bestimmte Abschnitte um den Teich wurden daher mit einer Stammholzabsperrung versehen, hinter einer solchen befindet sich der von Herrn Jaffrot bearbeitete Stubben am Karpfenteich. Für die gesetzlich geschützten Brutvögel und Amphibien ist besonders während der Fortpflanzungszeit deren Lebensraum durch die Arbeiten am Stubben am Karpfenteich berührt. Dies verschärft sich dadurch, dass ab Februar die Wanderzeit der Erdkröten beginnt. Die Fläche liegt nicht nur innerhalb des Landhabitats der Erdkröte, sondern grenzt unmittelbar an die Laichstelle der Art im Teich an. Es ist entsprechend von einer Hin- und Rückwanderung zum/vom Laichplatz sowie von Jungkröten im Umfeld des Stubbens auszugehen.
Grabbare Bereiche zwischen größeren Wurzeln am Stammfuß (wie sie ursprünglich am Stubben ausgebildet waren) stellen dabei wertvolle Versteckstrukturen für die Erdkröten dar. Der Boden ist im Umfeld des Stubbens inzwischen aufgrund seiner Verdichtung nicht mehr grabbar, auch wächst dort kaum mehr schutzbietende Vegetation. Der BUND hat im Rahmen der Stellungnahme zur Neugestaltung südöstlicher Teil / Entschlammung Karpfenteich ausgeführt: „Bei dem Areal um den Karpfenteich empfehlen wir, dass der Schwerpunkt auf dem Naturschutz liegen sollte.“ Ein Schild, das durch die KungerInitiative in Abstimmung mit dem Amt für Naturschutz und der unteren Denkmalschutzbehörde entwickelt worden ist und dort aufgestellt wurde, weist ebenso auf den hohen naturschutzfachlichen Wert hin.
Für den Treptower-Park existiert ein Parkpflegewerk. Den Link dazu finden Sie hier:
(https://www.berlin.de/ba-treptow-koepenick/ueber-den-bezirk/treptower-park/artikel.802912.php). Voraussichtlich im Jahr 2028 wird nach zwanzig Jahren die denkmalgerechte Wiederherstellung des Treptower Parks abgeschlossen sein. Ende 2023 hat das
Straßen- und Grünflächenamt für den letzten Bauabschnitt des Mammutprojekts eine weitere Finanzierung in Höhe von mehr als 7 Millionen Euro sichern können. Der Bearbeitungsbereich konzentriert sich auf den Teil des Treptower Parks südlich der Puschkinallee und umfasst eine Gesamtfläche von ca. 61.320 m². Ziel ist es, den landschaftlichen Charakter der
Ursprungsanlage herauszuarbeiten und ihn wieder nutzbar zu machen. Gleichzeitig wird der Bereich nachhaltig ökologische aufgewertet und gleichzeitig die biologische Vielfalt gefördert.
Die erhöhte Aufenthaltsqualität im südlichen Teil soll Besucherzahlen gleichmäßiger verteilen und den Nutzungsdruck im Treptower Park ausbalancieren. Der letzte Bauabschnitt konzentriert sich nun genau auf den Abschnitt, in dem der Künstler bisher überwiegend tätig war.

Zu 2.
Das eine scharfkantige Objekt des Künstlers stellt eine Gefahrenquelle im öffentlichen Raum dar, da der Künstler Wege zu dem Objekt geschaffen hat und sie damit nun frei zugänglich ist. Die Verkehrssicherungspflichten liegen beim Bezirksamt, daher wurde eine Absperrung vorgenommen, während nach einer Lösung gesucht wird, die allen Bedenken gerecht wird.

Zu 5. und 6.
Herr Jaffrot wird seine Arbeiten im Park an dem Stubben beenden können. Im Sinne einer Kompromissfindung wird dies im Zeitraum von Oktober 2024 bis Januar 2025 möglich sein. Herr Jaffrot wird das Kunstwerk bis dahin durch eine Plane schützen können. Ferner hat sich das Bezirksamt dafür eingesetzt, dass er an einem anderen Ort legal weiterarbeiten kann. Das ABC in Hirschgarten hat einen wunderbaren wilden Garten, in dem sich Baumstubben befinden. Es ist ihm in Aussicht gestellt worden, dass er dort seine Arbeiten fortsetzen kann.

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