Ein ganz falsches Zeichen

Geht es nach der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen, soll der Neubau einer Bibliothek am S-Bahnhof Schöneweide "Mittelpunktsbibliothek Treptow Alte Feuerwache" heißen. Offenbar wollen die Grünen vergessen machen, dass die Bibliothek bereits einen Namen trägt. Denn die frühere Treptower Hauptbibliothek, die bis vor einigen Jahren auf der anderen Seite des Bahnhofs am Sterndamm/ Ecke Groß-Berliner Damm in einem inzwischen abgerissenen Gebäude unterbracht war,  besteht in ihrem Ausweichquartier in der Johannisthaler Winckelmannstraße fort. Sie trägt den Namen von Friedrich Wolf.

"Ich halte das für ein ganz falsches Zeichen", kommentiert der Vorsitzende der Fraktion DIE LINKE, Philipp Wohlfeil, den grünen Antrag. Friedrich Wolf entstammt einer jüdischen Familie. In seinem bekanntesten Werk, "Professor Mamlock", setzte er sich unmittelbar nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten mit deren Antisemitismus auseinander. "Gerade in einer Umgebung wie dem S-Bahnhof Schöneweide, die wegen rechtsextremer Übergriffe als Angstzone gilt, sollte nicht aus bloßer Bilderstürmerei heraus ein völlig harmloser und unpolitischer Name den eines antifaschistischen Schriftstellers ersetzen", findet Wohlfeil. Für diesen Vorschlag werde es Applaus aus der rechten Ecke geben.

Geradezu absurd sei die Absicht, auf die bisher praktizierte Befragung der Leserinnen und Leser verzichten zu wollen. Bürgerbeteiligung sei ein wichtiges Merkmal von Demokratie, die es besonders in Schöneweide zu verteidigen gelte. "Die Fraktion DIE LINKE wird sich für die Beibehaltung des Namens einsetzen", so Wohlfeil abschließend.