Wie weiter am Schmollerplatz? Kritik und Wut der Anwohner:innen

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Bild: Treffen mit Anwohner:innen und der KungerKiezInitiative vor Ort


Um den Schmollerplatz in Alt-Treptow existieren in den 1960er und 1970er Jahren gewachsene genossenschaftliche Wohnstrukturen, in denen viele der heutigen Anwohner:innen bereits seit Jahrzehnten wohnen. In den vergangenen Jahren fanden um den Platz Änderungen in den Strukturen statt, die bei vielen länger Ansässigen zu erheblichem Unmut führten.

Aktueller Stein des Anstoßes ist die Entwidmung der Heidelberger Straße in der Platzmitte zur Grünanlage und die Umgestaltung durch das Klimaprojekt im Rahmen der Pflegevereinbarung des Bezirks mit der KungerKiezInitiative, die noch bis Oktober diesen Jahres läuft; die Nutzung des Platzes zum Hundeauslauf, Lärm, Angst vor Drogenproblematiken, vermeintlich rücksichtslose Fahr­radfahrer:innen und die Umwandlung von Parkplätzen sind Teil der Problembeschreibungen unter den Nach­bar:in­nen.

Es ist nicht die erste Entmächtigung, die die Anwohner:innen erfahren haben. So wurde 2016 die Kaufhalle abgerissen und an deren Stelle ein hochpreisiger Neubau mit Eigentumswohnungen gesetzt. Zur Umgestaltung des Platzes bzw. der Entwicklung eines Freiraumkonzepts wurden Beteiligungsveran­staltungen durchgeführt, über deren Verlauf, Beteiligungsintensität und Offenheit die Beschreibungen von Bezirksamt und Anwohner:innen stark voneinander abweichen, wobei auch der Verdacht in den Raum gestellt wird, dass hier grüne Klientelpolitik mit im Grunde vorbestimmtem Ergebnis einer Scheinbeteiligung unterworfen wurde. Es entsteht der Eindruck, dass die Anwohner:innen das Gefühl umtreibt, durch vermeintlich wohlhabende Zugezogene eines Teils der gewohnten Umgebung beraubt zu werden und dem ohnmächtig zuschauen zu müssen.

Um sich einen Überblick zu verschaffen und mit allen Beteiligten ins Gespräch zu kommen, lud Katalin Gennburg Anfang Dezember die Anwohner:innen, die zuständige Stadträtin und über diese auch die KungerKiezInitiative zu einem Gespräch vor Ort ein. Deutlich wurde hierbei: Es gibt eine Menge Kritik und Wut über das, was dort derzeit geschieht und viele Anwohner:innen nutzten die Gelegenheit, ihrem Unmut deutlich Luft zu machen. Andere wiederum begrüßten die Entwicklungen. Klar ist, dass es am Schmollerplatz keine einfache Lösung und vor allem keinen einfachen Weg der Umgestaltung geben wird. Das Bezirksamt muss einen Weg skizzieren, den Anwohner:innen Ziel, Zweck und Notwendigkeit der Umgestaltung nahezubringen und deren Bedarfe und Bedürfnisse dort einzubeziehen. Mobilität, Nahversorgung, Mieten und Freiräume, die keine sozialen Barrieren darstellen, müssen ebenso auf den Tisch wie Klimaschutz und -anpassung sowie Umwelt- und Artenschutz, die sowohl lokale als auch räumlich übergeordnete Auswirkungen haben.

Zwei Ergebnisse lassen sich in dieser Gemengelage bereits jetzt schon festhalten: Die Absperrung der Heidelberger Straße in der Mitte soll bald so umgestaltet werden, dass Radfahrende nicht mehr auf den ehemaligen Gehweg dort ausweichen und es zum Konflikt mit Fußgänger:innen kommt. Katalin Gennburg wird im Frühjahr - diesmal mit längerem Vorlauf - erneut zum Ortstermin am Platz einladen und sich dahinterklemmen, die Gespräche in Gang zu bringen.

Denis Petri


Dieser Artikel stammt aus dem blättchen vom Februar 2024. Die Zeitungen des Bezirksvorstandes und der Fraktion können hier runtergeladen werden. Beide Zeitungen gibt es auch als kostenloses Abo.