Die Verwaltung braucht ein Update

Aus dem Rathaus

Teil III: Die Arbeitsbedingungnen sind nicht gut genug.


Im letzten Teil der Serie ging es um den Leiter des Straßen- und Grünflächenamtes Friedrichshain-Kreuzberg, der mutig eine weitreichende Entscheidung getroffen hatte und so im Schnellverfahren für viele neue Radwege gesorgt hat, die sonst Jahre gedauert hätten. Warum gab es hier so viel Mut, die komplizierten bürokratischen Verfahren zu verlassen, stattdessen schnell und unkompliziert zu handeln? Genau lässt es sich nicht sagen, auffällig ist aber, dass der Amtsleiter nicht die reguläre Laufbahn eines typischen Berliner Verwaltungsbeamten hinter sich hatte. Kaum ein halbes Jahr hatte der Quereinsteiger auf seinem Posten verbracht, als er die Entscheidung zu den Popup Radwegen traf. Zu wenig Zeit, als das das Amt ihm den Mut hätte rauben können.

Will man in Berliner Amtsstuben arbeiten und vielleicht sogar Karriere machen, muss man üblicherweise ein paar Abstriche hinnehmen. Für gleiche Arbeit gibt es in der Regel weniger Geld als in der freien Wirtschaft oder an gleicher Stelle in der Bundesverwaltung. Gleichzeitig gibt es aber auch weniger Vergünstigungen oder Freiheiten. Jüngst untersagte das Bezirksamt Treptow-Köpenick den Beschäftigten etwa, ihr Elektrofahrrad auf Arbeit zu laden, Homeoffice war zu Pandemiebeginn kaum üblich, mobile Diensttelefone kaum zu finden, offenes WLAN gibt es noch immer nicht und auf den Dienstrechnern ist alles gesperrt, was von der Arbeit ablenken könnte. Zusammen mit streng hierarchischen Verwaltungsstrukturen und Vorschriftshörigkeit ist die Verwaltung kein Umfeld, in dem sich viele Menschen gerne 40 Stunden in der Woche aufhalten wollen. Menschen mit Mut, innovativen Ideen, Gestaltungswillen oder kreativem Geist, ergreifen hingegen schnell die Flucht, sobald sie die Berliner Verwaltung von innen kennengelernt haben. Bessere Arbeitsbedingungen lassen sich inzwischen an fast jeder Ecke finden. Sind alle behördeninternen Hindernisse für eine Stellenausschreibung überwunden und kommt es tatsächlich zu einem Einstellungsverfahren, dann dauert dieses mitunter drei Monate von Ausschreibung bis zur Vertragsunterzeichnung. Eine Zeitspanne, in der viele Bewerberinnen und Bewerber genug Zeit haben, einen Job mit besseren Rahmenbedingungen zu finden.

Für die Berlinerinnen und Berliner, die auf die Verwaltung angewiesen sind, bedeutet das alles nichts Gutes. Was die Verwaltung braucht, um Zielorientierung, Mut und gutes Personal zu finden, ist ein umfassender Kulturwandel. Das geht nicht allein von oben verordnet und ist ein langwieriger Prozess. Es braucht aber eine mutige politische Führung, die zu einem Kultur- und Strukturwandel bereit ist.

 

Haben Sie Teil 1 nicht gelesen?

Sie finden ihn hier: gleft.de/5h1

Teil 2 finden Sie hier: gleft.de/5mh


Dieser Artikel stammt aus dem   Aus dem Rathaus vom März 2024. Die Zeitungen des Bezirksvorstandes und der Fraktion können hier runtergeladen werden. Beide Zeitungen gibt es auch als kostenloses Abo.