Minna-Todenhagen-Brücke - Mit partizipativer Politik, mehr als nur eine Brücke

Aus dem Rathaus

Die zunehmende Verdichtung und Gentrifizierung Berlins macht sich für Jugendliche immer deutlicher bemerkbar. Es gibt kaum noch öffentliche Orte in der Stadt, an denen sie sich aufhalten und zurückziehen können, ohne von anderen Gesellschaftsgruppen als störend wahrgenommen zu werden.

Die letzten Freiräume, insbesondere in der Innenstadt, sind in den letzten Jahren verschwunden. Ruinen und Baulücken, die für junge Menschen wichtige Rückzugsorte darstellten, sind hochpreisigen Neubauten gewichen. Gleichzeitig sind Freibäder, Sportplätze und Parks einem immer höheren Nutzungsdruck ausgesetzt, was in der Konsequenz dazu führt, dass es zu Spannungen kommt und es für Jugendliche immer schwieriger wird, ihren Platz innerhalb der Stadt zu finden.

Auch in Treptow-Köpenick sind die Folgen der Verdichtung und Gentrifizierung immer spürbarer. Kaum ein anderer Bezirk ist in den vergangenen zehn Jahren mehr gewachsen, wurden und werden mehr Neubauten errichtet. Selbst in diesem großen Flächenbezirk sind damit viele wichtige ­ju­gend­­kul- turelle Rückzugsorte verschwunden.

Gleichwohl gibt es einen Platz im Bezirk, der seit seiner Eröffnung Ende 2017 für jugendliche Subkulturen von großer Bedeutung ist: die Minna-­Todenhagen-Brücke, so der Verein Gangway, ein Straßensozialarbeit-Pro­jekt in einem Schreiben an Manja Schreiner, Senatorin für Mobilität, Verkehr, Klimaschutz und Umwelt. 2021 hatten sich Jugendliche eine Rampe gebaut und unter die Minna-Todenhagen – Brücke gestellt. Ein halbes Jahr kamen sie in den Genuss, auch bei Regen skaten zu können, aber dann kam das Amt und sie mussten räumen. Die Begründung: Brandgefahr. Es hätte viele Wege gegeben, die Rampe feuerfest zu machen, aber das war von Amts wegen offenbar nicht gewollt.

Es folgten Anträge in der BVV Treptow-Köpenick, in denen es darum ging, mit und für Jugendliche im partizipativen Prozess einen Skatepark unter der Minna-Todenhagen-Brücke zu entwickeln, welcher sich an den Bedarfen und Ideen der Jugendlichen orientiert. Der Antrag wurde beschlossen! Aber …., stattdessen kommt eine Baustelleneinrichtung unter die Minna-Todenhagen – Brücke. Diese ist – welch Wunder – keine Brandgefahr für die Brücke und wird die kommenden Jahre einen Skatepark verhindern.

Gangway e.V., setzt sich seit langem u.a. auch für legale Graffitiflächen im Bezirk ein. Auch dazu nimmt der Verein in dem Offenen Brief Stellung:

„Dieser Raum bietet ihnen (den Jugendlichen) die Möglichkeit zu skaten, zu sprühen, zu feiern oder einfach ungestört abzuhängen. Sie haben aus einem unbelebten, asphaltierten und von tosendem Autolärm umgebenen Platz einen Ort sprühender Kreativität gemacht. Hier machen sie das, was von ihnen immer wieder gesellschaftlich gefordert wird: sie bringen sich ein, sie gestalten mit.“

Das Ansinnen dieses Briefes wurde abgelehnt. Warum ist es in dieser Stadt so schwer oder fast unmöglich, für junge Menschen Raum im Öffentlichen Raum zur Verfügung zu stellen?

Karin Kant


Dieser Artikel stammt aus Aus dem Rathaus vom Juli 2024. Die Zeitungen des Bezirksvorstandes und der Fraktion können hier runtergeladen werden. Beide Zeitungen gibt es auch als kostenloses Abo.