Drama, Tränen, Demokratie – Die AfD in der Opferrolle

Aus dem Rathaus

Wenn Kiezpaten-Wahlen zur Tragödie werden

Von unserer sarkastischen Sonderkorrespondentin für Befindlichkeitsdemokratie

Was war das für ein Theater in der BVV-Sitzung im Mai! Unser Fraktionsvorsitzender Philipp Wohlfeil ließ sich nicht lumpen und servierte uns eine kleine Sternstunde politischer Ironie. Im Zentrum der Szene: die AfD – jene Partei, die sich offenbar zur Königin des politischen Selbstmitleids krönen möchte.

Was war passiert? Ein Mitglied der AfD wurde nicht zum Kiezpaten gewählt. Ja, Sie haben richtig gelesen: nicht zum Kiezpaten. Ein Vorgang, der laut AfD offenbar irgendwo zwischen Menschenrechtsverletzung und institutionellem Völkermord einzuordnen ist.

Opferrolle mit Goldrand

In bester Seifenopern-Manier inszeniert sich die AfD als tragisches Opfer eines Systems, das – man glaubt es kaum – tatsächlich nicht immer ihre Meinung übernimmt. Demokratie, so lernen wir aus dem neuesten AfD-Drehbuch, bedeutet offenbar, dass am Ende immer die AfD gewinnt. Tut sie das nicht, ist das „undemokratisch“. Logisch, oder?

Wohlfeil konterte trocken: Wer die Demokratie nur dann schätzt, wenn das Ergebnis gefällt, hat sie nicht verstanden – oder verwechselt sie mit einem Wunschkonzert.

Rückzug ins Schmollwinkel­parlament

Der demokratische Affront – also die Nichtwahl des AfD-Mitglieds – hatte selbstverständlich Folgen. Die AfD zog sich in einer Art dramatisch-heldenhafter Pose zurück, die selbst bei Shakespeare für betretenes Schweigen gesorgt hätte. Die Konsequenz? Ein Antrag, der das Bezirksamt zum neuen Hüter der Kiezkassen erklären soll. Begründung: Die AfD fühlt sich ausgegrenzt.

Man stelle sich vor: eine Partei, die sonst kaum eine Gelegenheit auslässt, über „linke Gesinnungsdiktatur“ und „Political Correctness“ zu klagen, fordert plötzlich Schutzzonen für gekränkte Abgeordnete.

Kiezkasse in Gefahr!
Oder auch nicht.

Aber keine Sorge: Die Kiezkassen werden auch ohne AfD-Tränen überleben. Wohlfeil brachte es auf den Punkt: „Wir lassen uns nicht erpressen.“ Es bestehe kein Grund, wegen eines gekränkten Egos die Verantwortung ans Bezirksamt zu übertragen.

Fazit:

Liebe AfD, Demokratie ist kein Streichelzoo für politische Eitelkeiten. Manchmal gewinnt man, manchmal nicht. Und wer bei einer Kiezpatenwahl schon den Notstand ausruft, sollte sich vielleicht mal überlegen, ob Politik das richtige Hobby ist. Bis dahin empfehlen wir: eine Wärmflasche fürs gekränkte Ego, ein bisschen Reflexion – und vielleicht einen VHS-Kurs in Demokratie für Anfänger.

Die ganze Rede: gleft.de/6h5


Dieser Artikel stammt aus dem Aus dem Rathaus vom Juli 2025. Die Zeitungen des Bezirksvorstandes und der Fraktion können hier runtergeladen werden. Beide Zeitungen gibt es auch als kostenloses Abo.