Medizinische Versorgung in der Coronazeit

Schriftliche Anfrage VIII/1152

  1. Gibt es für die Bürger unseres Bezirks Auswirkungen in der ambulanten medizinischen Versorgung in der Coronazeit?
  2. Wurden Praxen und Physiotherapieeinrichtungen durch eine angeordnete Quarantäne geschlossen, wenn ja wie viele und über welchen Zeitraum?
  3. Ist dem Bezirksamt bekannt, ob Ärzte, Physiotherapeuten und deren Mitarbeiter ihre Einrichtungen geschlossen haben, da sie selbst oder enge Angehörige zur Risikogruppe gehören, denn 20 Hausärzte waren im vergangenem Jahr über 70 Jahre alt?
  4. Wurden Praxen geschlossen oder arbeiten nur eingeschränkt, weil notwendige Schutzkleidung fehlt?
  5. Werden derzeit noch Hausbesuche durchgeführt?
  6. Wie viele Ärzte und medizinisches Personal sind bzw. waren am Covid-19-Virus erkrankt?
  7. Ist im Bezirk vorgesehen, eine Praxis oder Anlaufstelle für Coronaverdachtsfälle einzurichten? (Covid-19-Praxis)?
  8. Wird es eine Notfallambulanz bei möglicherweise verstärkten Praxisschließungen geben, die auch an den Wochenenden besetzt ist?

gestellt am 22.04.2020

von Monika Brännström

Das Bezirksamt antwortet am 20.05.2020

Die Anfragen konnten in eigener Zuständigkeit durch die Abteilung Gesundheit und Umwelt nicht beantwortet werden. Die Kassenärztlicher Vereinigung Berlin wurde deshalb um Unterstützung gebeten.

Die Antworten der KV Berlin wurden nachfolgend ohne textliche Änderungen übernommen.

Gibt es für die Bürger unseres Bezirks Auswirkungen in der ambulanten medizinischen Versorgung in der Coronazeit?

Auswirkungen gab es vor allem wegen fehlender Schutzkleidung zu Beginn der Corona-Krise im März 2020. Dies hat dazu geführt, dass die Behandlung teilweise auf telefonische Konsultationen umgestellt wurde. Auch wurde uns von Arztpraxen aus allen Bezirken mitgeteilt, dass weniger Patientinnen und Patienten in die Praxen kommen.

Wurden Praxen und Physiotherapieeinrichtungen durch eine angeordnete Quarantäne geschlossen, wenn ja wie viele und über welchen Zeitraum?

Entsprechend der uns vorliegenden Meldungen waren 4 Praxen wegen angeordneter Quarantäne geschlossen (3 Praxen für Allgemeinmedizin und 1 Praxis für Orthopädie). Zwei dieser Praxen meldeten gleichzeitig eine Schließung wegen fehlender Schutzausrüstung.

Ergänzung durch das Gesundheitsamt:
Der Amtsarzt hat keine Praxisschließungen veranlasst.

Ist dem Bezirksamt bekannt, ob Ärzte, Physiotherapeuten und deren Mitarbeiter ihre Einrichtungen geschlossen haben, da sie selbst oder enge Angehörige zur Risikogruppe gehören, denn 20 Hausärzte waren im vergangenem Jahr über 70 Jahre alt?

Über Praxisschließungen wegen der Zugehörigkeit zu einer Risikogruppe ist uns nichts bekannt. Es erfolgte eher eine Umstellung der Behandlung (siehe Antwort zu ersten Frage).

Wurden Praxen geschlossen oder arbeiten nur eingeschränkt, weil notwendige Schutzkleidung fehlt?

Im März gab es Einschränkungen wegen fehlender Schutzkleidung. Inzwischen hat die KV Berlin Schutzkleidung verteilen können.
Nach den uns vorliegenden Informationen waren zwischenzeitlich 5 Praxen (2 Praxen für Orthopädie, 2 Praxen für Psychotherapie, 1 Praxis für Allgemeinmedizin) im Bezirk aufgrund fehlender Schutzausrüstung geschlossen.
Aktuell (Stand 11.05.20) sind keine Praxisschließungen bekannt.

Werden derzeit noch Hausbesuche durchgeführt?

Der Ärztliche Bereitschaftsdienst der Kassenärztlichen Vereinigung Berlin führt Hausbesuche durch. Die Anzahl der Hausbesuche aus den Praxen kann erst nach Aufbereitung der Abrechnungsdaten ermittelt werden.

Wie viele Ärzte und medizinisches Personal sind bzw. waren am Covid-19-Virus erkrankt?

Gesundheitsamt:
Die Berufsgruppen werden bei den positiven Fällen nicht erfasst. Nach Einschätzung des Fachbereiches Infektions-, Katastrophenschutz und umweltbezogener Gesundheitsschutz, wird vermutet, dass von 340 positiven Fällen ca. 15- 20% der Fälle zum medizinischen Personal gehören könnten.

Ist im Bezirk vorgesehen, eine Praxis oder Anlaufstelle für Coronaverdachtsfälle einzurichten? (Covid-19-Praxis)?

Die Kassenärztliche Vereinigung plant auch im Bezirk Treptow-Köpenick eine COVID-19-Praxis. Die Akquise ist noch nicht abgeschlossen.

Wird es eine Notfallambulanz bei möglicherweise verstärkten Praxisschließungen geben, die auch an den Wochenenden besetzt ist?

Sollte es zu vermehrten Praxisschließungen kommen, ist die KV bereit, ihre KV-Notdienstpraxen an 7 Tagen in der Woche zu öffnen. Die nächstgelegene KV-Notdienstpraxis befindet sich am UKB (Unfallkrankenhaus Berlin). Der Ärztliche Bereitschaftsdienst führt Hausbesuche auch am Wochenende durch.

Schriftliche Anfrage - SchA VIII/1152