Kompromiss suchen

Aus dem Rathaus

Interimsstandort für die Musikschule gefunden

Seitdem der rot-rot-grüne Senat die unsinnige Personaleinsparungspolitik des Vorgängersenats stoppte, die die bezirklichen Verwaltungen nahezu an den Rand der Handlungsunfähigkeit brachte, versucht auch das Bezirksamt Treptow-Köpenick Stück für Stück die personelle Besetzung in den Fachämtern auf einen Stand zu bringen, der eine sach- und fachgerechte Abarbeitung der anstehenden Verwaltungsaufgaben und der Dienstleistungen für die Bürger ermöglicht.

Aber jede neue Kollegin oder jeder neue Kollege braucht nun mal Raum und materielle Ausstattung, um seine Arbeitsaufgaben erledigen zu können. Demzufolge platzt nun die Verwaltung aus allen Nähten, Ämter verteilen sich auf mehrere Standorte, die technische Ausstattung liegt teilweise unter dem Standard. Es musste also dringend eine Lösung her. Und diese Lösung hat in hohem Maße was mit der Musikschule Treptow-Köpenick zu tun.

Das Bezirksamt hat sich nämlich zu Beginn des Jahres darauf verständigt, das Gebäude in der Hans-Schmidt-Straße 6/8 als Verwaltungsstandort vor allem für die Bereiche Soziales und Gesundheit sowie Schule und Sport zu ertüchtigen. Das bedeutet allerdings, den bisher hier auch etablierten Musik­schulstandort aufzugeben. Dafür sollen in den nächsten Jahren zwei musikschulgerechte Neubauten errichtet werden, einer in Baumschulenweg in unmittelbarer Nähe zur Volkshochschule und einer auf dem Gelände des Rathauses in Johannisthal. Die Nachricht über die geplanten Musikschulneubauten ist auf der einen Seite sehr erfreulich, zumal die Räumlichkeiten in der Hans-Schmidt-Straße alles andere als ideal für Musikschulunterricht sind. Auf der anderen Seite bleibt die Frage: Was passiert mit der Musikschule in Adlershof und deren Angeboten, bis die Neubauten fertig sind?

Beschlusslage in der BVV ist, dass der Standort Adlershof nicht geschlossen wird, bevor ein geeigneter Standort für die Zwischenzeit gefunden ist. Allerdings gibt es auch Stimmen, die sich generell gegen die Aufgabe des Standortes in Adlershof wehren. Natürlich und zu Recht wird das begründet mit der Sorge um den stabilen Erhalt unserer Musikschule in Treptow-Köpenick und den Interessen der Schülerinnen und Schüler, für die es unbestreitbar zum Teil erhebliche, vielleicht auch unbequeme Veränderungen geben wird. Dafür werden sich die Bedingungen für viele Kinder im Treptower Norden, also Baumschulenweg, Plänterwald, Alt-Treptow, verbessern. Für und Wider – wer will das abwägen.

Das entscheidende Problem allerdings ist, einen geeigneten vorübergehenden Standort zu finden und zwar nicht nur für ein Jahr, sondern es werden wohl mehrere Jahre werden.

So lange können aber das Sozialamt und vor allem das Jugendamt, das auch für den Kinder- und Jugendschutz zuständig ist, nicht auf den Auszug der Musikschule warten.

Es gibt nämlich auch Kinder und Jugendliche in unserem Bezirk, für die die Möglichkeit eines Musikschulbesuches ein eher nebensächliches Problem darstellt. Sie leben zum Teil unter Bedingungen, die ihnen nicht mal einen normalen Tagesablauf, regelmäßigen Schulbesuch oder gewaltfreien Aufenthalt in ihren Lebensräumen sichern. Manchmal eskaliert es, ist das Kindeswohl in hohem Maße gefährdet, geht es sogar um Leben und Tod. In solchen Fällen ist es der Krisendienst des Jugendamtes, an den sich sowohl die betroffenen Kinder und Jugendlichen selbst wenden können, aber auch Jeder, der so etwas beobachtet oder davon Kenntnis erhält. Es ist wohl gut einzusehen, dass es dafür angemessen ausgestattete Arbeitsräume geben muss mit kurzen Wegen zu allen Ämtern und Einrichtungen bis hin zu Krankenhäusern, um schnelle, effektive Hilfe zu organisieren. An solchen Räumlichkeiten mangelt es derzeit akut. Das ist nicht länger hinnehmbar. Deshalb hat DIE LINKE in der BVV einen Antrag gestellt, in dem das Bezirksamt ersucht wird, die dringend benötigten Räume für den Krisendienst im Gebäude der Hans-Schmidt-Straße 6 zur Verfügung zu stellen. Dabei geht es überhaupt nicht um die Schließung des Musikschulstandortes oder sonstige drastische Eingriffe in die Arbeitsbedingungen der Musikschule, sondern um die Bereitstellung von Räumlichkeiten, welche die Musikschule aus verschiedenen Gründen nicht nutzt, die aber dringend benötigt werden für die Mitarbeiterinnen des Jugendamtes, die sich um die sozial schwächsten Kinder und Jugendlichen unseres Bezirkes sorgen.

Es wäre wohl sehr unpassend, die hier scheinbar widerstreitenden Interessen gegeneinander auszuspielen. Es geht hier um das Wohl aller Kinder und Jugendlichen in Treptow-Köpenick und sowohl die hier agierenden politischen Interessen als auch das Bezirksamt sollten gemeinsam einen für alle Beteiligten tragbaren Kompromiss suchen und akzeptieren.

Immerhin haben die Bemühungen bei der Suche um einen Interimsstandort für die Musikschule zu einem hoffnungsvollen Ergebnis geführt und das liegt in der Schnellerstraße 1 – 5. Bis jetzt gibt es dort das Sportstudio „Mc fit“ aber auch die „Freie Interkulturelle Waldorfschule Berlin“. Das könnte also eine nette Nachbarschaft werden, wenn, ja wenn alle noch offenen Fragen, insbesondere die finanziellen, wie erhofft beantwortet werden.

Edith Karge


Dieser Artikel erschien zuerst in Aus dem Rathaus vom 05.09..2019

Aus dem Rathaus ist die monatlich erscheinende Zeitung der BVV-Fraktion DIE LINKE, in der über aktuelle Themen der Bezirksversammlung und Kommunalpolitik berichtet wird. Sie wird als Einleger im Blättchen flächendeckend im Bezirk verteilt. Beide sind zudem auch kostenlos online erhältlich.

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